Folgendes gilt nun für Personen ohne vorherige Gelenkverletzung oder bestimmte Fehlstellungen wie Hüftdysplasien. In solchen Fällen gibt es andere Mechanismen, die zur Entstehung von Arthrose beitragen und tatsächlich zu lokalen Belastungsspitzen führen.
Verschleißerkrankung. Das ist nicht ganz korrekt. Das wäre zu stark vereinfacht, ähnlich wie eine sehr schlechte mp3-Datei. Ja, man erkennt noch, dass es Musik ist, aber mehr auch nicht. Wichtige Details fehlen hier komplett. Dadurch entsteht, wie bereits erwähnt, ein katastrophales Bild im Kopf der Betroffenen.
Vielmehr ist es ein Ungleichgewicht zwischen der Belastungs- und Regenerationsfähigkeit.
Und hier haben wir die Möglichkeit, beide Seiten zu beeinflussen. Auf der Belastungsseite können wir kontrollieren, ob wir zum Beispiel jedes Wochenende einen Marathon laufen und verschiedene Trainingseinheiten über die Woche absolvieren, was möglicherweise unsere Regenerationsfähigkeit herausfordert oder überfordert.
Ein anderes Szenario wäre, wir wählen ein lockeres halbstündiges oder einstündiges Laufen, 2, 3 oder 4 mal die Woche.
Je nach Regenerationsfähigkeit, die im Alter immer unsere Messlatte sein sollte, um unsere Gelenke bestmöglich zu ernähren und zu belasten.
Oder eine Couch Potatoe zu sein, sodaß sich der Knorpel nach und nach aus dem Tagesgeschäft zurückzieht.
Und jetzt bedenk einmal, wann bewegt ihr euch am meisten? Und wann tritt gewöhnlich eine Arthrose auf?
Je älter wir werden, desto weniger bewegen wir uns häufig. Arbeit, Familie, Kinder, keine Zeit.
Zu diesem Wendepunkt, ist bei den meisten, aber noch keine wirkliche Arthrose zu erkennen. Das Gelenk müsste ja aber eigentlich schon abgenützt sein, weil früher, als wir noch voll im Saft standen, haben wir ja schon den kompletten Knorpel verbraucht, weil wir uns SO VIEL bewegt haben.
Mit Nichten!
Das ist jetzt ein wenig vereinfacht, aber ich möchte jetzt wirklich einmal klarstellen, dass es nicht direkt ein Verschleiss ist.
Sondern eher ein Missverhältnis zwischen Belastung und Regenerationsfähigkeit ist. Welche wir auch beeinflussen können. Die Belastung habe ich bereits erklärt.
Wie können wir die Regenerationsfähigkeit also unterstützen?
Indem wir unseren Gelenkknorpel gut ernähren, zum Beispiel durch regelmäßige Bewegung, können wir sicherstellen, dass er ausreichend mit Nährstoffen versorgt wird. Im Gegensatz zu anderen Geweben erhält der Knorpel keine Nährstoffe über Blutgefäße, sondern ausschließlich über die Gelenkflüssigkeit.
Der Knorpel funktioniert ähnlich wie ein Schwamm: Wenn wir Druck auf ihn ausüben, wird die Flüssigkeit herausgedrückt. Sobald der Druck nachlässt, zieht der Knorpel neue Flüssigkeit in die entstandenen Hohlräume und bleibt so elastisch und funktionsfähig.
Und wir können jetzt entscheiden, womit sich der Knorpel wieder vollsaugt.
Ist unsere Ernährung ausgewogen und beinhaltet alle nötigen Nährstoffe? Ernähren wir uns eher mit entzündungsfördernden Stoffen / Lebensmitteln?
Denn Entzündungsprozesse spielen eine bedeutende Rolle bei der Entstehung von Arthrose. Verschiedene Zytokine und andere Verbindungen, die beispielsweise von der Gelenkinnenhaut produziert und freigesetzt werden, initiieren erst zahlreiche Entzündungsreaktionen im Gelenk.
Dies beeinträchtigt die Regeneration des Knorpelgewebes nach einer Belastung und verursacht Schäden dadurch erst.
Und diese Entzündungen spielen eine entscheidende Rolle bei der Behandlung von Arthrose. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um hier einzugreifen und damit den Krankheitsverlauf zu beeinflussen. Die Arthrose ist also deutlich komplexer als es das Wort “Abnützung” vermuten lässt.
Ich als Physiotherapeut würde mir wünschen, das
Ärzte als Überbringer der Nachricht bzw. Diagnose diese
Metapher mit dem „abgefahrenen Reifen“ endlich einmal streichen.
Und wir als Therapeuten nicht noch
hinterher trotteln und diesen Vergleich noch durch Wiederholung verstärken.
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